
Thomas Merton (1915-1968) war ein amerikanischer Trappist, der 26 Jahre seines Lebens in der Abtei Unsere Liebe Frau von Gethsemani in Kentucky/USA verbrachte. Die Bücher, die er dort schrieb, wurden Bestseller. Im folgenden einige Zitate.
Tatsächlich bin ich ins Kloster gekommen, um hier meinen Platz in der Welt zu finden und, wenn mir dies nicht gelingt, werde ich hier meine Zeit nutzlos verlieren. Es würde eine schwere Sünde sein, wenn ich hier beten, Buße tun und meine Zeit
damit vergeuden würde, die Welt in Bausch und Bogen zu verurteilen, ohne dabei zu unterscheiden, was in der Welt gut und was schlecht ist. Krieg ist ein Übel, aber die Menschen, die davon betroffen sind, sind gut. Ich kann letztlich nichts für mein Heil oder gar für Gottes Ehre tun, wenn ich mich hier in erster Linie von den Sorgen zurückziehen will, in denen die Menschen normalerweise leben, um dann in einem gegebenen Moment wie ein Exhibitionist mit einem gelehrten Buch zum Vorschein zu kommen, in dem ich schreibe: "Schaut her, wie anders ich bin!“
Der Mönch muss ein Zeichen von Freiheit sein, ein Zeichen von Wahrheit, ein Zeuge für die innerliche Freiheit der Kinder Gottes, mit der Christus uns beschenkt hat. Der Mönch existiert, um sichtbar zu machen, dass man tief glücklich sein kann, ohne dabei von weltlichem Erfolg oder der Erfüllung der eigenen ehrgeizigen Lebenspläne abzuhängen. Durch Einfachheit, Armut, Verzicht und Einsamkeit gibt er davon Zeugnis, dass das Glück eines Christen unabhängig von den Verheißungen dieser Welt ist.
Nicht selten tragen wir gegenüber unserer Umwelt eine Maske, indem wir mit unseren Worten und Taten nicht dasjenige zum Ausdruck bringen, was wirklich in unserem Inneren vorgeht. Genauso pflegen auch viele gläubige Menschen ein Gottesbild, dass mit Worten, Gefühlen und selbstbestätigenden Slogans nur wenig vom authentischen Gott des Glaubens durchscheinen läßt. Da spielen oft religiöse und gesellschaftliche Routine die Hauptrolle. Die Funktion dieses Gottesbildes besteht dann vor allem darin, uns gegen eine tiefe Begegnung mit unserem eigentlichen Selbst und mit dem echten Gott abzuschirmen. Darum ist Stille für unser Glaubensleben so wichtig, damit wir Gott echt begegnen können. Im Dialog mit Gott dürfen wir nicht ständig reden, leere Gebetsformeln aufsagen oder uns gleichsam mit devoter Stimmungsmusik benebeln. Unsere gutgemeinten inneren religiösen Gespräche sind tatsächlich häufig Verschleierungen und Verbrämungen der Wirklichkeit, bloße Selbstabsicherungen bzw. Rechtfertigungen unseres Selbst. Anstatt Gott im nackten Glauben zu begegnen, indem wir unser tiefstes Wesen vor ihm bloßlegen, führen wir dann ein frommes Ritual auf, um unsere Ängste zu besänftigen. Ein aufrichtiger Glaube zeigt sich in der Stille, wenn wir nach dem Unerwarteten lauschen und vollkommen empfänglich für all das sind, was wir derzeit noch nicht kennen, wodurch wir aber allmählich jenem Tag entgegengehen, an dem wir in einer tieferen und viel intensiveren Weise mit Gott zusammen sein können.
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